Rein zufällig begegnen sich in einem kleinen Bistro drei Menschen. Schnell wird klar, was sie miteinander verbindet: ihre Angst. Zum ersten Mal in ihrem Leben reden sie offen über ihre Ängste und Alltagssorgen. Eine geheimnisvolle Frau, die sehr viel über Ängste zu wissen scheint, gesellt sich dazu. Als sich das Angstquartett schließlich trennt, haben alle ein tieferes Verständnis und einen veränderten Blickwinkel auf ihre Ängste. Mit neuem Mut sind sie motiviert, ihre jahrelangen Angst-Kreisläufe zu verlassen und ihr Lebensdrehbuch neu zu schreiben.
„Ein Buch, das ohne Umschweife auf den Punkt kommt und das Kind beim Namen nennt.“
Christian Zottl, Deutsche Angsthilfe e. V. München
„Ein Buch, das fachliche Hilfe kompetent ergänzt.“
Prof. Dr . med. Volker Köllner, Leiter Rehazentrum Teltow-Seehof |Forschung
Vors. der Dt. Ges. für Psychosomatische Rehabilitation
»Ein Buch, das der Angst den Schrecken nimmt und sie als Motor für ein besseres Leben nutzt.«
Dr. Doris Wolf, Dipl.-Psychologin, Psycho-Therapeutin, Bestseller-Autorin
Leseproben
Grußworte | Geleitwort 9
Mein Weg aus der Angst in aller Kürze 14
Die Idee des Buches 15
Ein Bistro in Bad Pyrmont 17
Michael, Gabriel und Raphael 126
Deine Erfolge 129
Nachwort – Die kleinen Steine in deinen Schuhen 130
…in aller Kürze
Trauere, wenn Du Trauer hast, und weine.
Lege Schuld und Rechthabenwollen endgültig zur Seite.
Gehe liebevoll mit Dir um, lasse Dich nicht davon leiten, was andere Menschen über Dich denken könnten.
Ja – und sei in dem Gedanken, jeder müsse Dich mögen, nicht zu brav! Überlege nicht, ob Du dann nicht mehr so geliebt wirst.
Lege Perfektionismus und den ›Griff‹ in Deinem Leben ab. Gehe Risiken ein und lebe. Pass auf den Puppenspieler in Dir auf, der alle Fäden in der Hand haben will. Suche die Anerkennung nicht um jeden Preis. Gib die Vorstellung auf, Du könntest das Leben und den Tod kontrollieren.
Sage nein, wenn Du ›NEIN!‹ meinst.
Setze Grenzen und rote Linien, die andere nicht überschreiten dürfen. Lasse alte Wunden los, verzeihe und schreibe Dein Lebensdrehbuch neu. Es lohnt sich.
Fremdgesteuert oder selbstbestimmt? Befreie das Dornröschen in Dir und fühle Dich frei!
Es war noch ziemlich kühl, doch die erste Frühlingssonne hatte schon relativ viel Kraft. In dieser angenehmen Wärme ließ es sich gut draußen sitzen. Ich fand einen Platz in einem schönen Bistro, bestellte mir ein Getränk und dachte über meine »Mission« nach, die mich erwartete. Ich werde morgen meine Reha in einer Psychosomatischen Fachklinik beginnen. Ich war einen Tag früher angereist, um schon mal etwas Atmosphäre zu schnuppern. Nach 23 Berufsjahren und 20 Jahren Ehe war ich zum ersten Mal abseits von beruflichen und privaten Verpflichtungen auf mich allein gestellt. Ich war fest entschlossen, die Zeit zu nutzen und wieder ins Leben zurückzukehren.
»Ins Leben zurückkehren«, murmelte ich.
Mit fast 40 Jahren war ich zusammengebrochen. Ich kann nicht sagen aus heiterem Himmel, die Warnzeichen waren seit vielen Jahren präsent. Vielfach in allen Formen, ich habe sie permanent missachtet.
›Gehe nicht zu hart mit dir um‹, sagte eine innere Stimme. Die Stimme hatte recht. Nie im Leben hätte ich geglaubt, Ängste zu bekommen, die mich krank machen würden.
›Kann nicht sein, ich bin doch ein mutiger Mensch. Dass ich über Mut verfüge, habe ich doch beruflich jeden Tag gezeigt.‹ Ich zuckte mit den Achseln.
Dennoch habe ich die Diagnose »Panikstörung« bekommen. Durch ständige Vermeidung kam eine »Generalisierte Angststörung«, eine »Soziale Angststörung«, eine »Herzphobie« und eine leichtere Form der Depression hinzu. Ob- wohl ich ausgebildeter Trainer im Bereich Stressbewältigung war, konnte ich meinen eigenen Stress nicht mehr bewältigen. Ich wurde zunehmend energielos, handlungsunfähig und mein Selbstbewusstsein ging in den Keller. Ich merkte schon 15 Jahre früher: ›Irgendwas stimmt nicht, ich fühle mich nicht wohl.‹ Doch alle Arztbesuche ergaben keinen Befund.
Hier beginnt das Erklär-Dilemma. Wie erkläre ich jemand mein Befinden, wenn alle ärztlichen Untersuchungen keinerlei Hinweise auf eine Erkrankung ergeben? Das versteht – niemand. Die Ehefrau nicht, die Kinder nicht – das ganze soziale Umfeld inklusive Freunde verstand mich nicht. Ich wusste anfangs ja selbst nicht, was ich hatte. Nach meinem Zusammenbruch, der sich später als Panikattacke herausstellte, war ich ein anderer Mensch. Ich dachte, infolge der Attacke sterben zu müssen. Doch mein Hausarzt meinte lapidar, ich hätte mir in der letzten Zeit wohl etwas zu viel zugemutet. Alle Untersuchungen in der Praxis ergaben nämlich keinen beunruhigenden Befund. Ich war entsetzt, doch er sollte recht behalten.
Fortan ließ ich Ratschläge über mich ergehen wie »Stell dich nicht so an« oder »Du musst nur mal auf andere Gedanken kommen«. Sie nutzten rein gar nichts und wären besser nie gegeben worden, denn sie rissen mich noch tiefer runter. Inzwischen beherrschten mich meine Ängste und die Panik immer mehr. Ich konnte keinen Sport mehr machen und fühlte mich nur noch in den eigenen vier Wänden sicher. Ich war mittlerweile krankgeschrieben. ›Werde ich verrückt? Kann ich nochmal arbeiten gehen? Was, wenn nicht? Wie soll ich meine Familie versorgen, wie unser Haus bezahlen?‹ Ich dachte nur noch in Katastrophenszenarien. Ich entwickelte Symptome, bei denen ich ständig daran dachte, umfallen zu müssen. Schwindel, Gangunsicherheit, Atemprobleme. Die Panikattacken kamen nun häufiger und in kürzeren Abständen. Sie fühlten sich jedes Mal an, als hätte mir jemand den Stecker herausgezogen. Die Panik schnürte mir die Kehle zu. Ich entfernte mich mehr und mehr von den Menschen meiner Umgebung, selbst von denen, die ich liebte. Schließlich dachte ich, früh sterben zu müssen.
Immerhin fand ich in dieser für mich ausweglosen Situation schnell eine Therapeutin und ich bekam eine Diagnose. Das war irgendwie eine Befreiung. Das Kind hatte einen Namen. Ich erfuhr, dass Panikattacken zwar sehr unangenehm sind, jedoch nicht gefährlich. Ich begann eine Therapie, die allerdings schnell in einer Sackgasse endete. Am Schluss stand die Empfehlung meiner Therapeutin, mich in eine stationäre Therapie zu begeben. Ich war bereit dazu, fühlte mich nicht abgestempelt als »Psycho«. Ich sagte den wohl wichtigsten Satz in meinem Leben: »Ich möchte gerne raus aus den Ängsten und wieder Freude am Leben haben.«
Nach dem Papierkram mit der Krankenkasse konnte es nun endlich losgehen. Meine Frau hielt zu mir. Sie setzte mir nicht die Pistole auf die Brust nach dem Motto »Wenn das nicht bis zum Tag X besser wird mir dir, dann verlasse ich dich«. Stattdessen sagte sie: »Ich warte auf dich, du hast alle Zeit der Welt.« Das gab mir Sicherheit und motivierte mich, mein künftiges Leben neu zu ordnen.
»Darf es noch etwas sein?«, fragte die Bedienung.
»Ja gerne.« Ich erwachte aus meinen Erinnerungen und merkte, wie sehr ich gedanklich und emotional in meiner bisher gelebten Geschichte war. Meine Hände verkrampften sich regelrecht am Stuhl.